Freitag, 18. Juli 2008

Marketing ....


Ich kontakte einen Großteil unserer Gäste nach einem Abend, an dem wir uns im Gespräch “kennengelernt” haben, wenn möglich über xing. Für mich ist xing die angenehmste Art, mit den neu gewonnenen Freunden des Löwen in Kontakt zu bleiben. War es vor 3 Jahren noch schwierig, jemanden dort zu finden, ist die Trefferwahrscheinlichkeit nun in der Regel fast bei 100%. Der große Vorteil bei xing – Unsere Gäste wechseln durchaus mal den Arbeitgeber, willkommen in 2008, und email Adressen und Visitenkarten sind dann wertlos, xing bleibt. Außerdem bleibt man über Statusänderungen und Meldungen in Kontakt und erfährt, selbst von Gästen die man Monate lang nicht mehr gesehen hat, ob Sie die Firma gewechselt haben etc.
Wenn man so will, ist Xing eine der wenigen Formen von Marketing, die es im Löwen gibt. Wobei Marketing nicht der richtige Ausdruck ist – eigentlich ist es Netzwerkpflege – nicht mehr, nicht weniger.
Klassisches Marketing, z.B.Jede Form von Anzeige oder ähnlichem in diversen Stadtmagazinen für eine Bar ist herausgeschmissenes Geld – ich rate jedem Kollegen davon ab. Heute rief mich so ein Magazin an. Wie alle Mitbewerber geben Sie ein großes Jahresheft heraus. Sie “verriet” mir, das man uns “getestet” hatte und wir im neuen Heft stehen würden und ob wir nicht noch eine Anzeige schalten wollten, um unsere “Präsenz” zu unterstreichen. Ich habe dem Magazin freundlich erklärt, das wir keine Anzeigen schalten und ob die Möglichkeit bestehen würde, gar nicht genannt zu werden, da wir jede Form von Öffentlichkeitsarbeit vermeiden möchten. (Kann man das eigentlich rechtlich einfordern?) Mein Gegenüber war etwas verdutzt.
Ich muss gestehen, das ich etwas gelogen habe. Es gibt den barbaublog und natürlich auch andere Formen, auf denen wir gerne Öffentlich präsent sind. Qype z.B. ist so eine. Unabhängig davon, das wir glücklicher weise derzeit bei Qype sehr gut gemeinte Bewertungen haben, schätze ich dieses Plattform sehr. “Word of Mouth” ist wichtig für eine kleine Bar und Qype ein hervorragende Medium für diese Art der persönlichen Empfehlung – gerade wenn es über die Grenzen der eigenen Stadt hinaus gehen soll.
Qype ist meiner Meinung nach auch allen Stadtmagazinen und Jahresheften haushoch überlegen, denn Qualität der vermeintlichen PROFI Tester dieser Magazine ist oft unterirdisch schlecht – von der Aktualität ganz zu schweigen. Es gibt wenige Ausnahmen – leider zu wenig.
Warum ich all das schreibe? Weil ich heute eine Status Meldung auf Xing über unseren Stammgast Christian Wilfer gelesen habe – neue Position…. Kurzer Blick auf sein Profil und ich dachte mir”… Eigentlich schon lange nicht mehr geschaut was Christian auf seinem Blog über Viralmarketing geschrieben hat ?” (Gleich mal auf den RSS) Und da fand ich eine charmante Erklärung für WORD OF MOUTH MARKETING:




Ich kenne Christian aus meiner Heimat, wir sind auf die gleiche Schule gegangen. 14 Jahre später spazierte er vor einiger Zeit in meine Bar und so traf man sich wieder.Und wenn ich Ihnen eine persönliche Empfehlung aussprechen darf: Der Beste Kuchen in ganz Niedersachsen kommt von Christians Mutter – die betreibt das fantastische Kuchenstübchen in Dinklage und für mich immer noch der Beste Kuchen der Region. Sollte Sie also zufällig einmal zum Kaffee im Kreis Vechta eingeladen sein, fahren Sie vorher beim Kuchenstübchen in Dinklage vorbei.Hätten Sie gedacht das Sie als interessierter barbaublog Leser jemals einen erstklassigen Kuchentip für das Südoldenburger Münsterland parat haben werden?

Samstag, 5. Juli 2008

Die Tops und Flops des Löwen – eine Zwischenanalyse

Kommt ein Gast im EM Sommer in eine Bar…“ – Bartender Witz 2008
Der Sommer macht einer klassischen Bar zu schaffen, keine Frage. Ein EM Sommer hingegen, lässt die erwarteten Umsätze noch einmal geringer ausfallen. „Durchhalten!“, möchte man in den ruhigen Sommermonaten jedem Bartender jenseits des Beach Clubs und der Sports Bar zurufen.
Auch uns im Löwen traf dieser (fußballastige) Sommerauftakt härter als gedacht und die Monatsumsätze haben sich zwischenzeitlich fast halbiert. Nach gut sechs Monaten gaben sich die ersten Konzeptionellen TOPʻs und einige große Fehler herauskristallisiert. Ich möchte mir erlaube, diese vorzustellen.
Großer Fehler Nr.1 
Beim Planen haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, was eigentlich unter unserer Bar für Räume liegen. Das der Heizungskeller die darüber liegenden Teile der Bar so sehr aufheizt, hätten wir nicht erwartet. Der angenehme Effekt im Winter: Wir konnten fast vollständig die Heizung abdrehen. Unangenehmer Effekt ab Mai.
Die Raumtemperatur steigt über 25 °C – kurzfristig muss eine Klimaanlage eingebaut werden. Knapp eine Woche ist es ein der Bar nicht auszuhalten, wir verlieren Gäste. Eine fast fünfstellige Investition bringt Abhilfe – Klima läuft – der Sommer kann kommen (besser aber noch – sich schnell wieder verabschieden!)
TOP Löwe Nr.1 
Die ursprünglich geplante Präsentations- und Arbeitswanne hinter der Tresenbrett verfehlt Ihre Wirkung nicht. Wir Bartender lieben das Arbeiten direkt auf Augenhöhe vor dem Gast – die Gäste lieben es noch mehr. Diverse Flaschen Jahrgangschampagner finden hier einen angemessenen Rahmen für den Verzehr am Tresen. Wir sind der festen Meinung, das uns so eine Art Eiswanne in Naher Zukunft in der einen oder anderen Bar begegnen wird.
Großer Fehler Nr. 2 
Es fehlen Nischen. Da wir die Bar mit gut fünfzehn Sitzplätzen weniger als gewünscht eröffnen mussten, hatten wir uns für lange, durchgehende Bänke entschieden. An gut besuchten Wochenenden können wir so deutlich mehr Gäste platzieren. An ruhigen Tagen (und im Sommer), fühlen sich die Gäste unwohl, hätten lieber kleinere Sitzgruppen.
Für die Mitte des Raumes gilt ähnliches. Für ruhige Abende ist sie zu leer. Wir überlegen umzubauen, bzw. arbeiten gerade an einer flexiblen Lösung. Erneute Investitionen — Flucht nach vorn.

TOP Löwe Nr. 2 
Food: Unsere kleine, hochwertige Speisenkarte und die Garantie sämtliche Speisen bis zum Schluss zu servieren findet seine Freunde. Oft bringt „Sie“ späte Gäste zu uns in die Bar, da diese wissen, hier noch etwas zu Essen zu bekommen. Außerdem sorgt das Foodangebot dafür, das Gäste länger bleiben.

Großer Fehler Nr. 3 
Frühe Öffnungszeiten – 18.00 Uhr! Ich hatte Anfangs die Idee, das Le Lion ab 18.00 Uhr geöffnet sein muss, um den Gästen die Möglichkeit zum Aperitif zu geben. Nach gut 6 Monaten weiss ich, das Konzept des Löwen nicht mit einer klassischen Aperitife Bar einher geht. Für eine gut funktionierende Aperitifkultur braucht der Gast eine „gewisse“
Bühne, einen lichten Raum, voll Leben.
Das funktioniert im Gegenüber liegenden lebendigen Café Paris sehr gut, im „privaten“ Löwen hingegen gar nicht. Wir haben nun erst einmal die Öffnungszeiten auf 20.00 Uhr geändert. Sonntags ist ab sofort ebenfalls geschlossen. Das war der einzige Tag, der in der Innenstadt gar nicht funktioniert hat.
TOP Löwe Nr. 3 
Garantierte späte Öffnungszeiten: Die Garantie das wir bis mindestens 3.00 Uhr jeden Abend geöffnet haben, hat uns schon viele gute, späte Gäste beschert. Bedenken, es würden sich dann oft angetrunkene Gäste einfinden, treffen nicht zu. Nach Mitternacht verkaufen wir viel Champagner, oft Flaschen. Die lange Öffnungszeit hat uns schon oft zu später Stunde sehr guten Umsatz gebracht.
Großer Fehler Nr.4 
Wein: Trotz einer sehr guten Auswahl durch Klaus, Sommelier Café Paris, verkaufen wir sehr wenig Wein. Knapp 100 verschiedene Positionen stehen auf unserer Karte und binden weit mehr als 10.000 Euro Kapital im Keller. Drei Weinklimaschränke wurden ebenfalls für einen perfekten Weinservice angeschafft. Derzeit in keiner Relation zum
Verkauf – hier besteht dringender Handlungsbedarf.
TOP Löwe Nr.4 
Champagner: Mittlerweile haben wir ca. 25 verschiedene Sorten Champagner im Haus. Die Auswahl hat sich bezahlt gemacht. Mittlerweile kommen viele Stammgäste auf „ihr“ Fläschchen vorbei, manchmal mehrmals die Woche. Wir verkaufen viel und gern Champagner.
Großer Fehler Nr.5 
Videoüberwachung. Als wir ganz zu Beginn den Löwen geplant hatten, hatten wir gleich Kabel für eine eventuelle Videoüberwachung gelegt und Kameras installiert. Die Kamera im Gastraum haben wir nie angeschlossen (uns fehlte schlicht weg das Geld!) – hat uns aber kein Gast geglaubt.
Viele Gäste fühlten sich in der eigentlich sehr privaten Atmosphäre im Löwen massive durch das kleine „Auge“ in der Decke gestört. Wir haben es nun abgenommen. Big Brother ade – gut so! Wirtschaftsräume etc. bleiben Videoüberwacht – daran hat sich auch nie jemand gestört.

TOP Löwe Nr.5 
Klingel – Mag es im ersten Moment doch etwas befremdlich klingen – schätzen viele Gäste unsere „geschlossene Tür“. Als wir während des Klimaanlagen Einbaus im Sommer die Tür offen stehen ließen hagelte es Proteste. „Warum ist die Tür auf…?“. Das Klingeln, gerade in Begleitung von Gästen der Gäste sorgt für einen ersten „Auftritt“ im Löwen.
Uns gibt es die Möglichkeit die Ablauf in der Bar perfekt zu steuern: Begrüßung, Garderobe, Platzierung – willkommen im Löwen!