Sonntag, 30. September 2007

Unser Barchef – Personalsuche

Durch glückliche Fügung und die Nähe zu Wacholder lastigen Getränken hatte ich das Vergnüngen Gonçalo de Sousa Monteiro vor nicht ganz einem Jahr kennen zu lernen. Im Rahmen der Traveling  Mixologists festigte sich diese Bekanntschaft und so war eigentlich schon bevor ich eine passende Raumlichkeit gefunden hatte für mich klar, das Gonçalo, wenn er denn einverstanden ist, unser Barchef wird.
Als wir einen Raum gefunden hatten, gab es Gespräche mit Gonçalo und wir freuen uns sehr, diesen erfahrenen Bartender für unser Projekt gewonnen zu haben. Mein großer Dank gilt Stefan Weber von der Victoria Bar in Berlin, der uns diesen “Wechsel” problemlos ermöglichte.
Neben dem Barchef Goncalo werden wir weitere Bartender/Maids, auch auf Teilzeitbasis, anstellen. Wer Interesse hat, möge bitte eine email mit Lebenslauf an     joerg @ jrgmy.net senden. Le Lion wird Ende Oktober eröffnen.
Ich habe Gonçalo gefragt, ob und wie ich Ihn hier im Blog vorstellen darf und als Antwort bekam ich charmante Zeilen aus seiner Feder, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
Gonçalo de Sousa Monteiro. Vom Tellerwäscher zum Bartender.
1969 in Lissabon geboren. Aufgewachsen in Lissabon und Nordrheinwestfalen. Bikulturelle, bzw. zweisprachige Bildung. Also mit einem dringenden Hang zur Schizophrenie.
Eine Karriere in einem herkömmlichen Sinn ist nicht vorzuweisen. Zu viele Dinge wurden ausprobiert, um sie mal kurzerhand aufzählen zu können. Der Einstieg in die gastronomische Welt erfolgte 1989 in München. Abgebrannt, nach einer Interrailfahrt durch Süd- und Osteuropa, war die Position eines Spülers und Salatanrichter in einem angesagten Frühstückscafé, die erste Möglichkeit für eine finanzielle Aufbesserung. Mit einem weiteren Job als Kellner wurde der pünktliche Flug in die Kaserne ermöglicht. Der portugiesische Pflicht-Militärdienst wartete.
Nach dem Cowboy- und Indianer Spiel folgten weitere Taschengeldaufbesserungen in der Tourismusbranche. Sandwichs, Nachtrezeption und Kellnern in weißer Uniform am Rande eines Swimmingpools sind Teil des Repertoires, sowie das Chauffieren von gelangweilten Ehefrauen irgendwelcher Business-Männer durch pittoreske Dörfer und Übersetzertätigkeiten in Kongressen und Messen.
Die gastronomische Laufbahn wurde dann eine Weile zugunsten eines Studiums der Architektur in Lissabon und Berlin unterbrochen. Die spärliche Auftragslage für Nebentätigkeiten in diesem Berufsfeld, vor allem aber die schlechte Zahlungsmoral für Computer unterstütztes Zeichnen von Ausführungsplanungen, machte Kellnern in einem Biergarten sehr attraktiv. Weitere Jobs folgten, diesmal hinter dem Tresen.
Nachdem die förderbandähnliche Abfertigung von 1,5 Litern Bier-Pitchern und entsprechende Runden Kaktus-Firnis in einem Tex-Mex Laden beherrscht wurden, wanderte die Aufmerksamkeit auf ein kleines in weinrot gebundenes Buch. American Drinks. Die Neugierde für mehr als eine Zwischenstation war geweckt. Es folgten weitere Stationen.
Mit steigender Erfahrung interessierte ich mich für gepflegtere Bars und bewarb mich in der Green Door bei Stefan Weber. Nach einem kurzen Gespräch, notierte sich der Gault Millau „Barkeeper des Jahres 2001“ meine Telefonnummer. Nachdem in den darauf folgenden Monaten kein Anruf kam, machte ich mir für diese Möglichkeit keine Hoffnungen mehr.
Einanderthalb Jahre später arbeitete ich in der gerade eröffneten Universum Lounge, als mich Herr Weber anrief, um mich für sein neues Barprojekt einzuladen, die Victoriabar. Nach dem ersten Winter, gab ich das Studium der Architektur endgültig auf, und tauschte damit von langwierigen Projekten auf die kleinen einminütigen Drinks. Neben der Rolle eines professionellen Gastgebers, galt meine besondere Leidenschaft den perfekten Drinks. Das erste Getränk, welches ich über ein zwei Monate perfektionierte war der Daiquiri.
Es gibt keinen einzigen Drink, der auf Anhieb vollkommen gelingt. Eine Mindestlaufzeit von zwei bis drei Wochen braucht jede Rezeptur, bevor sie von gut bis außergewöhnlich interpretiert wird. Ein Drink ist kein willkürliches Zusammenschütten von beliebigen Zutaten.
Eine grundlegende Philosophie bleibt bei der Perfektion von einfachen Dingen. Bevor ein Drink gelingt, sollte ein Espresso ausgezeichnet sein und der Zubereitung eines Gin & Tonic größte Aufmerksamkeit geschenkt werden.
In meiner Zeit in der Victoriabar habe ich von Stefan Weber sehr viel gelernt (mitgenommen?) Alle Neukreationen auf der Barkarte der V.Bar stammen von mir. An den Neuauflagen der Barkarte war ich immer beteiligt.
Die ursprüngliche Idee zur Schule der Trunkenheit entstand aus einem Gespräch mit Kerstin Ehmer, der Frau von Stefan. Während eines sommerlichen Betriebsausflugs, dachten unterforderte Bartender über Möglichkeiten weiterer Beschäftigungen nach. Meine Idee war, dass ein Bartender sehr viel mehr über einen Drink erzählen kann, als ihn lediglich zuzubereiten und servieren. In einem Drink steckt sehr viel mehr Kulturgut als in einem bloßen Getränk. Konzept und Format der Schule der Trunkenheit wurde dann gemeinsam mit Stefan, Kerstin und Beate ausgearbeitet. Kerstin ist der gelungene Name „Schule der Trunkenheit“ zu verdanken.
In meiner Zeit in der Victoriabar habe ich von Stefan Weber sehr viel gelernt. Die mir gegebenen Möglichkeiten sind ausgereizt. Ein nächster Schritt mit mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung liegt seit einiger Zeit in der Luft.
Das Projekt der Mixology habe ich seit den Anfängen unterstützt.  Erst mit sofortigem Abonnement, und dann mit der Bereitschaft den Herren Hasenbein und Adam zu helfen. Zur letzten 2005 Ausgabe erschien mein erster Artikel. 2006 wurde ich zusammen mit Bastian von Helmut zum Drinks Director gekürt.
Die Bekanntschaft mit dem Löwen erfolgte Anfang 2007. Nachdem die Kunde vom Neueröffneten kleinen Speakeasy die Runde machte, bewarb ich mich bei Jörg um den Donnerstag. Der kleine Löwe beschränkte seine Öffnungszeiten auf Freitag und Samstag. Da Donnerstag zu meinen freien Tagen gehört, schlug ich vor in den Zug zu steigen um gemeinsam mit dem Minister den Donnerstag im kleinen Löwen zu gestallten. Resultat war ein gintastischer 1. Februar mit den äußerst liebevollen Ankündigungen in Form von Videocasts des Herrn Meyer. Dieses Ereignis sollte nicht einmalig bleiben. Jörg, der Macher, gründete die Traveling Mixologists.

Mit dieser Zusammenarbeit waren die Weichen bereits gestellt, als Jörg einen kleinen Laden fand um ein neues Barprojekt in Angriff zu nehmen. Die Einladung, an dem großen Löwen mitwirken zu können ist unwiderstehlich. Mit Herrn Meyer und dem Le Lion fand ich endlich den perfekten Galeristen für meine Kunst.

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